Mutter riskiert Strafe für Homeschooling der Tochter (14)! SAT.1 Frühstücksfernsehen

Die 14-jährige Marie-Helen lernt zu Hause. Ihre Mutter könnte dafür bald in Beugehaft gehen. Was treibt die beiden an? Und ist Homeschooling wirklich positiv für die Entwicklung eines Kindes?

(…ich finde dieses Bild so furchtbar!!! SAT 1 – was habt Ihr mit mir gemacht 😉 )

Ich finde den Beitrag von SAT 1 gelungen, möchte aber Stellung nehmen zu dem Kommentar von Herrn Heinz-Peter Meidinger als auch dem Bildungsministerium Schleswig-Holstein.

Heinz-Peter Meidinger:

  • Er sagt, ich „würde wichtige Erfahrungen verpassen“.
  • Es „fehle“ in meinen Begründungen „die Berücksichtigung der Chancen die Schule bietet , die es sich selber nimmt“ / „Lehrkräfte, die einen für bestimmte Stoffgebiete begeistern“ / „das Miteinander mit anderen Schülern“ / „Rückmeldungen, die man in der Schule bekommt“ / „verbal von Mitschülern oder durch Leistungsnachweise“ / „erfahrungsgemäß führt das auch zu einer Unsicherheit – wo man leistungsmäßig steht“ / das erzeugt „Angst vor Prüfungen“

Ich finde nicht, dass ich „Erfahrungen verpasse“, denn ich habe viele Schulerfahrungen lange genug sammeln können, um dann zu entscheiden, dass dort nichts zu verpassen ist. Ich weiß genau, was ich „verpasse“.

Meine Begründungen wurden von SAT 1 gekürzt, um einen Beitrag von 4:37 Minuten zu bekommen. Mit dem Team von SAT 1 haben wir u.a. auch über die Möglichkeiten der Abschlußprüfungen gesprochen – aber in einem kurzen Beitrag kann nicht alles enthalten sein. Wer ernsthaftes Interesse an meinen „Begründungen“ hat, der kann sich gern vertrauensvoll an mich selbst wenden. Zudem habe ich einen Brief an das Bildungsministerium geschrieben. Diesen kann ich auch gern noch öffentlich machen, falls meine persönlichen Begründungen interessieren.

Herr Meidinger redet von „es“. Wer oder was soll das sein? Also ich bin das nicht. Ich bin kein Objekt. Diese Formulierung des Herren zeigt seine Einstellung zu uns jungen Menschen.

„Lehrkräfte, die begeistern“. Hätte Herr Meidinger meinen kurzen Ausführungen zugehört, dann hätte er hören müssen, dass ich in der Schule nicht mit Begeisterung gelernt habe – und damit bin ich sicherlich nicht die einzige. Sicherlich können Lehrkräfte einen von etwas begeistern, wenn sie wirklich gut sind – und wenn man selbst am Thema interessiert ist.
Aber das mit der Begeisterung ist ein anderes Thema. Wer daran interessiert ist, der wende sich an Gerald Hüther.

Das „Miteinander mit anderen Schülern“ als „Chancen, die die Schule bietet.

Wenn er das Mobbing meint, dann finde ich nicht, dass ich etwas verpasse. Freunde und das Miteinander mit anderen jungen und älteren Menschen hatte und habe ich schon immer auch außerhalb der Schule gepflegt. Ich verpasse nichts, wenn ich darauf verzichten muss, 8×45 Minuten pro Tag still und regungslos neben anderen zu sitzen.

„Rückmeldungen, die man von der Schule bekommt“.
Was meint er – die Noten? Das ständige Vergleichen mit anderen? Die ständigen Bewertungen? Zu wissen, Horst ist besser in Mathe und Sophia schlechter in Philosophie? Was bringt mir das – wenn doch die Noten überhaupt nichts über mich aussagen, außer dass ich gerade in diesem Fach bei diesem Lehrer in dieser Klasse an dieser Schule in diesem Bundesland … in diesem Land … in der Notenverteilung auf Platz 12 gelandet bin?
Was sagen die Noten denn wirklich über uns … vor allem, wenn wir gar kein Interesse hatten, uns wirklich anzustrengen?

„Unsicherheit, wo man leistungsmäßig steht“

„Erfahrungsgemäß“ hatten die meisten meiner damaligen Mitschüler aufgrund der ständigen Leistungserhebungen enormen Streß und erlebten ständig Druck, auch von Seiten ihrer Eltern – was zu vielen Unsicherheiten führte.

Ich habe damals keine „Unsicherheiten“ erleben müssen – und heute auch nicht. Insofern spricht Herr Meidinger in diesem Punkt nicht über mich – sondern über „es“. …

„Angst vor Prüfungen“
Ist Herr Meidinger wirklich sicher, dass die Schüler, die zur Schule gehen, keine „Angst vor Prüfungen haben“? Dann freue ich mich sehr für sie.

Bildungsministerium Schleswig-Holstein

„Soziale Kompetenzen wie Toleranz, Respekt, Teamfähigkeit und Empathie können am besten erworben werden, wenn sie Teil einer mit dem regelmäßigen Schulbesuch verbundenen Alltagserfahrung sind“

Wissen die wirklich, wie der Alltag an unseren Schulen aussieht?

Ich habe Respekt, Teamfähigkeit und Empathie erst in wahrhaften, realen und freien Begegnungen und Beziehungen außerhalb der Schule erfahren dürfen.
Über das Thema mit der „Toleranz“ sollten die Herrschaften nochmal gründlich nachdenken.
Diese Haltung spiegelt, wie wir jungen Menschen in diesem Schulsystem gesehen werden.
Ich halte mich bzgl. dessen lieber an André Stern.

Und was das Thema „Sozialisation“ angeht, gibt es genügend Studien, die das Gegenteil dieser Aussage dokumentieren.

Viele Grüße,

Marie-Helen